Feuerlaufen, warum?

Die IFA (International Firewalkers Association) hat zu der Frage, was immer mehr Menschen zu der Teilnahme an einem Feuerlaufseminar veranlasst, verschiedene Untersuchungen angestellt.

Die häufigsten Motive waren:

  • Der Wunsch nach Überschreitutng persönlicher Grenzen
  • Ueberwindung von Ängsten und Hemmungen
  • Steigerung des Selbstvertrauens
  • Bewusstseinserweiterung und Selbstentfaltung
  • Die Suche nach Alternativen zum materialistischen Weltbild

Nur ein kleiner Teil der Feuerläufer ist primär an einem Beweis der Macht des Geistes über die Materie interessiert. In der Hauptsache wird der Feuerlauf eher als Hilfe zur praktischen Lebensbewältigung angesehen: „Feuerlaufen ist ein symbolischer Akt, eine Metapher für die Ueberwindung der persönlichen Aengste und Blockaden, die uns davon abhalten, das zu werden, was wir wirklich sein könnten. Es ist eine Herausforderung, auch angesichts von Risiken den ersten Schritt zu wagen, sich auf das Ziel zu konzentrieren und seinen Weg mit Gelassenheit und Zuversicht zu gehen.“ Unter diesem Aspekt kann die Teilnahme an einem Feuerlaufseminar tatsächlich zur Grundlage vieler positiver Lebensveränderungen werden. Eine nicht zu unterschätzende Gefahr liegt jedoch in der Neigung vieler Teilnehmer, nach dem Feuerlauf „abzuheben“ und sich im Netz von Selbstüberschätzung und Realitätsverkennung zu verfangen (confidence does not mean competence“, R. Bandler). Wer das Feuerlaufen als „Eintrittskarte“ ins Reich der unbegrenzten Möglichkeiten missversteht, startet zu einem Flug, bei dem die Bruchlandung vorprogrammiert ist.

Im Grunde kann die Frage nach dem Sinn des Feuerlaufens jedoch immer nur ganz individuell von jedem einzelnen Teilnehmer beantwortet werden. Einen objektiven, allgemeingültigen Sinn des Feuerlaufens gibt es nicht. Ebensowenig den gern versprochenen „Höchstgewinn“ für alle Teilnehmer. Was der Seminarbesuch den Teilnehmern langfristig bringt, hängt nicht von der Methode als solche ab, sondern ist das Ergebnis eines komplexen Kommunikationsprozesses, dessen Ergebnis in hohem Masse, aber nicht ausschliesslich, von der Kompetenz des Trainers bestimmt wird. Sehr wesentliche Faktoren sind Motivation und Einstellung der Teilnehmer, mit denen sie zum Feuerlaufen kommen sowie ihre Bereitschaft, neugewonnene Erkenntnisse und Fähigkeiten auf das spätere Leben zu übertragen und im richtigen Zusammenhang anzuwenden. Der Trainer kann dabei nur den möglichen Weg aufzeigen - ausprobieren und gehen muss ihn jeder Feuerläufer letztlich alleine.

In Bezug auf den Trainer ist es wichtig, dass er nicht versucht, die Teilnehmer von seinen Ansichten und Glaubensinhalten zu überzeugen (Guru), sondern bereit und in der Lage ist, Raum zu schaffen für deren eigene, selbständige Erfahrungen. Denn nur so sind positive Veränderungen von dauerhaftem Wert möglich. Trainer, die das Feuerlaufen in erster Linie als Beweis für die Macht des Geistes über die Materie sehen, mögen vielleicht eine kurzfristige Euphorie bei ihren Teilnehmern bewirken, die jedoch schon bald wieder zum Alltagstrott verflacht.

Hermann J. Elling, Feuerlauftrainer IFA

 

Ich kann mich diesen Ausführungen grösstenteils anschliessen. Ergänzen möchte ich nur wenige Eindrücke, die ich mit Gérard Moccetti zusammen seit 1986 gewonnen habe. Wir sehen folgende Motivationsgründe als passende Möglichkeit an:

  • Sich auf den Moment zu konzentrieren
  • Die Kraft, die in der Angst steckt, positiv zu nutzen (nicht die Angst überwinden)
  • Die selbstheilenden Kräfte zu nutzen (teilweise Hauptziel in anderen Kulturen beim Feuerlaufen)
  • Seinem Schatten zu begegnen (kein Gutfühlkurs)
  • Auf seine innere Stimme zu hören

Wir führen diese Feuerlaufworkshops schon am längsten regelmässig in Europa durch, hauptsächlich in der vorweihnachtlichen Zeit. Dabei haben wir mittlerweilen eine Wiederholerquote von 70 % bei den Teilnehmern erreicht. Es haben sich schon Teilnehmer in der Richtung mitgeteilt, dass sie mehrmals zu einem Feuerlauf (wenn auch mit Pausen dazwischen) kommen, weil sie ganz einfach Weihnachten feiern wollen. Vielleicht braucht es gar nicht viel mehr.

Otto Gerber, Wädenswil