Die Schweizer Familie berichtete 1997 in einer Serie über das Selbstvertrauen. Im ersten Teil welcher in der Nummer 1/97 erschien, wurde auch über einen Feuerlauf am Albispass berichtet. Hier einen Ausschnitt aus dem Artikel:
<< Der Bankangestellte Peter und die Kindergärtnerin Sarah, 33, zum Beispiel haben sich zu einem solchen Schritt entschlossen. Sarah plagt schon lange ein tiefes Unbehagen. Sie sucht einen Neubeginn im Beruf und in der Partnerschaft. Zusammen mit weiteren 26 Frauen und Männern treffen sich Peter und Sarah auf dem Albispass in der Nähe von Zürich für ein ungewöhnliches Vorhaben. Sarah hat keinem davon erzählt, denn sie möchte nicht "als Spinnerin" in Verruf geraten Sarah will übers Feuer laufen. Und so innere Kraft schöpfen. Der glühende Teppich, in den ein kräftiger Wind bläst, ist vermutlich 600, vielleicht aber auch 800 Grad heiss. Die Haut des Menschen erträgt lediglich eine Temperatur von 60 Grad. Ginge es nach den Gesetzen der Physik und den Erfahrungen der Medizin, so müsste jeder, der mit nackten Füssen durch diese Glut geht, mit Verbrennungen zweiten oder dritten Grades rechnen. Otto Gerber, der Leiter des Feuerlaufs, mahnt denn auch: „Es gibt keine Garantie auf Erfolg“ Und er lässt ein Foto zirkulieren, das Füsse zeigt, in die sich grässliche Brandwunden eingefressen haben. „Jeder von uns muss also sehr genau auf seine innere Stimme horchen“, rät Gerber.
Die Vorbereitungen ziehen sich vier Stunden hin. Die Frauen und Männer reden über ihre Ängste, sprechen sich gegenseitig Mut zu. Sie reichen sich die Hände, versenken sich in sanfte Musik und versammeln sich zum Nachtessen, das sie schweigend einnehmen. Dann gehen sie hinaus in die eisige Winternacht und bilden einen Kreis um die Feuerstätte. Die Gluthitze schlägt ihnen ins Gesicht. Mit jeder Sekunde steigt die Spannung. Endlich löst sich ein Mann aus dem Kreis, zieht die Schuhe ab und läuft über das verkohlte Holz, aus dem tausend glühende Nadeln stechen. Andere folgen ihm. Die Erregung weicht feierlicher Ruhe. „Am liebsten hätte ich die ganze Welt umarmt“, sagt Sarah später. Freudentränen kullern ihr über Gesicht. Und Peter, ebenso ergriffen, ringt nach Worten: „Für mich war es ein unbeschreibliches Hochgefühl. Ich habe neues Selbstvertrauen gewonnen. Und ich spüre bereits jetzt, wie meine Kräfte gewachsen sind“ Otto Gerber, der schon seit zehn Jahren Feuerläufe organisiert, ist immer wieder überrascht, wie „stark und positiv die ses Erlebnis wirken kann“. Er führt eine eigene Statistik: Das Risiko schwerer Verbrennungen liege unter einem Prozent. „Der innere Gewinn hingegen lässt sich in Zahlen nicht erfassen.“ Feuerlaufen ist ein uraltes, religiöses Reinigungsritual. Es wird in allen Gegenden der Erde gepflegt: in China und Indien ebenso wie in Südafrika oder Argentinien. Trotz allen wissenschaftlichen Studien ist bis heute ungeklärt, warum die Läufer nicht ihre Füsse verbrennen.>>